Zu den zunehmenden Beeinträchtigungen im Alter gehören bekanntermaßen die Hörstörungen: Mindestens 40 % der 70-79-Jährigen und 70 % der Über-80-Jährigen sind davon betroffen. Gleichermaßen unterliegen auch die kognitiven Leistungen wie das Kurzzeitgedächtnis sowie die Aufmerksamkeit im höheren Alter einem Abbau.
Es stellt sich daher die Frage, ob es Zusammenhänge zwischen den zunehmenden Hörstörungen und dem Nachlassen der speziellen Gehirnleistungen gibt. Könnte beispielsweise eine bessere Hörgeräteversorgung einem altersbedingten Abbau der kognitiven Leistungen vorbeugen?
Es gibt mehrere Studien, die auf einen möglichen Zusammenhang hinweisen. So hatten beispielsweise Alzheimer-Erkrankte zuvor auch häufiger mit Hörstörungen zu tun als solche Menschen, deren kognitives System altersentsprechend war. In einer anderen Studie wird berichtet, dass das Demenz-Risiko bei Menschen mit Hörverlusten um das Drei- bis Fünffache erhöht ist im Vergleich zu den Menschen mit gesundem Hörorgan.
Dennoch fehlen Untersuchungen, die einen unmittelbaren kausalen Zusammenhang bestätigen. Es könnte nämlich auch sein, dass es eine dritte Ursache im Körper gibt, die beispielsweise vom Nervensystem oder vom Herzkreislauf-System ausgeht und sowohl die Hörleistung als auch die kognitive Leistung nachteilig beeinflusst.
Die Wissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass es direkte und indirekte Zusammenhänge zwischen den Hörstörungen und dem kognitiven Abbau mit zunehmendem Alter gibt. Betroffene können dem zu einem gewissen Teil vorbeugen, indem sie bei Hörstörungen auf Hörgeräte zurückgreifen, auch um dem kognitiven System eine unnötige übermäßige Belastung abzunehmen und somit die Kommunikationsfähigkeit im Alter zu steigern.
Meister, H.
Presbyakusis und Hirnleistung - Hörstörung und kognitiver Abbau im Alter
HNO Nachrichten
8/2017; 74(4): 19-22.